Ein Meister der Bescheidenheit

 

Zum Gedenken an Dr. Jayadeva Yogendra († 16. Februar 2018)

 

Ein Mensch der leisen Töne ist von uns gegangen. Ein Meister der Bescheidenheit, der sein Leben in den Dienst Gottes stellte. Dr. Jayadeva Yogendra war Yogi, Philosoph und Psychotherapeut, vor allem jedoch ein Mensch mit hohem Bewusstsein. Man nannte ihn „Doktor“, diesen wahrlich stillen Arbeiter des Masses und der Mitte.

 

Man begegnete ihm mit Respekt, diesem Karma-Yogi, der auch als Jnana-Yogi souverän war. Obwohl er eine Autorität war, sah man sich nicht alleine einem Lehrer, sondern auch einem spirituellen Weggefährten gegenüber.

 Er wirkte als ein in sich ruhender Weiser, der mit dem Herzen zu verstehen schien. Seine wachen Augen strahlten eine bemerkenswerte Tiefe und Freude aus. Gelegentlich kam auch sein feiner Humor zum Vorschein. Er war konsequent, aber fehlerfreundlich und achtsam. Sein stets bedächtiges Wesen hätte darüber hinwegtäuschen können, dass er fleissig und dabei überaus effizient war.            

 

Ganzheitlicher Yoga

Doktor war mit der indischen Tradition zutiefst verbunden. Beim Vermitteln des Raja-Yoga war es ihm ein Anliegen, auf die Pflichterfüllung des Menschen hinzuweisen. Intellektuelle Fähigkeiten wurden dabei nicht überbewertet, denn er bemühte sich, uns das Konzept des Yoga detailliert zu erläutern und beizubringen. Das Lernen fiel einem in der überraschend ruhigen Atmosphäre des Yoga Institutes nicht schwer, da sich der Atem in dieser „Stadt-Oase“ recht schnell besänftigen liess. Nun, die Philosophie-Lektionen waren ein Geschenk des Doktors. Er kommunizierte mit Zurückhaltung und zeigte ein feines Gespür, wenn er auf unsere Anliegen einging, wodurch auch mehr Raum für Reflexion kreiert wurde. Dies wiederum ermöglichte ein tieferes Eindringen in die geistliche Dimension. Die Annäherung an das wahre Selbst begünstigte letztlich den Gewinn einer vollständigen Geistesklarheit.

Doktor zeichnete eine immense Geduld aus. Er hatte für jede Gesinnung ein offenes Ohr. Er vermochte jedem mit Gelassenheit zuzuhören, ohne ihn zu unterbrechen oder eines Besseren belehren zu wollen. Diese Verhaltensweise mag wohl teilweise auf ein angeborenes, ruhiges Temperament zurückzuführen sein. Hautsächlich aber waren seine Geduld und Gelassenheit das Ergebnis einer langen, disziplinierten Yoga Praxis. In diesem Zusammenhang darf auf seine innere Haltung aufmerksam gemacht werden, die sich als neutral und sachlich, distanziert und objektiv erwies. Doktor wusste dem Menschen mit intuitivem Gewahrsein zu begegnen und jeden Ratsuchenden dort abzuholen, wo er sich befand. Unabhängig von Herkunft, Beruf oder Religion.    

  

Mögen wir das Erbe dieses grossen Yogis antreten und ein massvolles, ethisches Leben führen – mit  Energie und Klarheit.

 

 

Es war für mich ein Glück, Doktor Jaydev begegnen du dürfen. Nach der Ausbildung im Yoga Institute (1985-1986), versuche ich meine Erfahrungen weiterzugeben; in Asana-Klassen, in Yogaphilosophie-Stunden und in mehrtägigen Yoga- und Bhavana- Seminaren. Die Ergebnisse sind erfreulich und motivierend. Ich bin Doktor Jayadev dankbar, er hat mir als spiritueller Lehrer und Freund sehr viel gegeben. Das Schöne ist, dass die positive, geistige Qualität von Dr. Jayadev weiter existiert.

                                                                                                                                              Robert

 

 

 

Achtfacher Pfad im Yoga und Buddhismus

 

Bemerkenswerte Uebereinstimmungen und Ueberschneidungen

Ein Vergleich:

 

Yoga:                                                    Buddhismus:

Ethische Haltung                                    Ethische Haltung

yama/niyma                                           sila

1. Gewaltlosigkeit (ahimsa)                      1. Gewaltlosigkeit

 

Die drei letzten Aspekte weisen auf ein gemeinsames Ziel hin :

Yoga:                                                      Buddhismus:

dharana (Konzentration)                           samma vayama (Anstrengung)

dhyana (Meditation/Kontemplation)           samma sati (Achtsamkeit)

samadhi                                                  samma samadhi

 

In Bezug auf die Sichtweisen eines Selbst:

Yoga:                                                       Buddhismus:

asmita-samapatti                                      anattha-lakkhana-sutta (von Buddha)

Falsche Sicht des Selbst ausmerzen            Gleiches Vorgehen

 

                                                                                                             Robert

 

 

 

Das Nach-innen-Lenken der Aufmerksamkeit oder pratyahara

 

Nur Hören:

 

übe - entspanne.

Es ist ein Spiel, meditiere nicht!

 

du brauchst nichts zu tun, begebe dich in keine meditative haltung. 

 

hörst du?

sind dir deine ohren bewusst?

sind deine ohren nun entspannt?

empfängst du stille?

empängst du die stille?

 

komm zurück:

horchst du oder hörst du?

trägt dich die aufmerksamkeit weg und horcht nach etwas

horche nicht - lass los

kannst du entspannen

komm zurück, du deinen ohren

horche nicht, da ist bloss hören

höre, empfange, entspanne

entspanne den geist.

 

(Unterlagen: Patrick Kearney)